Das Festival
Das Festival Vienna meets Prague geht in seine fünfte Auflage. Das ist schon ein kleines Jubiläum und ein Grund zur Freude. Doch wollen wir uns damit nicht zu lange aufhalten, sondern haben versucht, wieder ein vielseitiges und anspruchsvolles Programm auf die Beine zu stellen.
Das Jahr 2024 steht im Zeichen von Kafkas 100. Todestag. Wie könnte ein Festival, das die Brücke von Prag nach Wien schlägt, das übersehen? Prag ist die Stadt, mit der das Leben und Schreiben Franz Kafkas untrennbar verbunden ist, und auch mit Wien gab es wichtige biographische Verflechtungen. Schließlich verbrachte er die letzten Wochen seines Lebens in einem Sanatorium in Kierling bei Klosterneuburg.
Unser Festival der tschechischen Kultur in Wien lässt sich inspirieren von diesem Prager Schriftsteller, der mit den verschiedenen Milieus seiner Geburtsstadt vertraut war. Der Auftakt des Festivals mit dem Konzert der „Kafka-Band“ um den Frontmann Jaroslav Rudiš ist wie ein Versprechen, diese verlorene Mehrsprachigkeit neu zu beleben. Stolz sind wir auch, mit Daniel Kehlmann und David Schalko die (zumindest im deutschsprachigen Raum) meistbeachtete und meistdiskutierte Serie zum Kafka-Jubiläum zu präsentieren. Ebenso stolz, von Manfred Müller, der sich enorme Verdienste um Kafka und die Gedenkstätte in Kierling erworben hat, über die letzten Wochen im Leben des Schriftstellers zu hören. Magdaléna Platzová hat einen faszinierenden Roman über Kafkas Geliebte Felice Bauer geschrieben, Veronika Jičínska sich mit seiner tschechischen Geliebten (und Übersetzerin) Milena Jesenská befasst – ein Glück, sie zu diesem Festival zu begrüßen.
Sehr passend auch die Ausstellung mit s/w Fotos von Andrej Kasík mit Motiven aus Prag und Lemberg. Und was sich bewährt hat in den vier Jahren zuvor, werden wir fortsetzen: Die Kooperation mit dem Nationalen Filmarchiv (NFA) in Prag (einen großartigen Film gibt es wieder zu entdecken) und das Konzert im wunderbaren Ambiente der Botschaft der Tschechischen Republik in Wien, diesmal mit dem Wiener Klavierquartett (ein Quartett mit tschechischem Einschlag!) und einem mehr als passenden Programm mit Mozart und Martinů.
Dank an alle Kooperationspartner, ohne die das nicht möglich wäre!
Ich freue mich auf das Festival und ich freue mich auf alle, die dabei sind.
Ludger Hagedorn
IWM Permanent Fellow, vorübergehend alleiniger Kurator des Festivals
Wien, im Juni 2024